Wie überzeugt man Gärtnerinnen und Gärtner, torffreie Blumenerden zu nutzen? Projektteam „HOT“ erarbeitet umfangreiche und passgenaue Maßnahmen
Aus der Pressemitteilung der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe vom 27. Januar 2022
Vom Balkonkasten über die Bepflanzung eines Klein- oder Hausgartens bis zum Gärtnern auf Gemeinschaftsflächen – seinen grünen Daumen kann man auf viele Arten ausleben. Um mit der Botschaft „Torffreie Blumenerden sind ein Beitrag zum Klimaschutz“ alle gärtnernden Zielgruppen gleichermaßen zu erreichen, analysiert das Team des neuen Projektes HOT diese genau, entwickelt maßgeschneiderte Kommunikationsmaßnahmen und setzt sie um.
Beteiligt am Verbund HOT sind die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU), die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) und das GreenSurvey – Institut für Marktforschung.
Ziel des Vorhabens ist es, den aus Klimaschutzgründen beschlossenen Torfausstieg im privaten Bereich zu unterstützen.
Torffrei Gärtnern (Bild: FNR)
Weitere Hintergrundinformationen zum Projekt:
Gärtnern ist eine beliebte Freizeitbeschäftigung. Mehrere Millionen Kubikmeter Blumenerden kaufen die Deutschen dafür jedes Jahr ein. Obwohl es bereits viele torffreie und torfreduzierte Produkte auf dem Markt gibt, bestehen die Erden insgesamt noch immer zum Großteil aus Torf. Doch dies soll sich ändern: Weil der Torfabbau und seine Nutzung CO2-Emissionen freisetzen, hat die Bundesregierung in ihrem Klimaschutzprogramm 2030 beschlossen, in den nächsten Jahren einen nahezu vollständigen Torfausstieg im Hobbysegment zu erreichen. Aufklärung und Information spielen dabei eine Schlüsselrolle, denn die Freizeitgärtnerinnen und -gärtner sollen freiwillig umsteigen. Vor diesem Hintergrund startete nun das Modell- und Demonstrationsvorhaben HOT („Hobby-Gartenbau mit torfreduzierten und torffreien Substraten auf Basis nachwachsender Rohstoffe“).
Einen wichtigen Stellenwert im Projekt nimmt die Konsum- und Marktforschung ein. Zum Thema Blumenerden gibt es solche Untersuchungen bislang kaum. Um Änderungen beim Verhalten von Verbraucherinnen und Verbrauchern zu erreichen, ist es jedoch wichtig, die Entscheidungsprozesse beim Erdenkauf besser zu verstehen. Welches sind die stärksten Einflussfaktoren – die Kosten und die Verfügbarkeit der Produkte oder eher die eigene Wertehaltung und Routinen oder noch etwas Anderes? Außerdem analysieren die Forschenden, inwieweit sich diese Motive unterscheiden, je nachdem, in welchem sozialen Kontext gegärtnert wird. In HOT erfolgt die Einteilung der Gärtnerinnen und Gärtner grob in drei Gruppen: Die große Gruppe der Privat- und Hausgartenbesitzenden, die Mitglieder von Kleingartenvereinen und die noch recht junge Gruppe der Gemeinschaftsgärtner und -gärtnerinnen, die auch den Trend des „Urban Gardening“ geprägt hat.
Mit diesem soziologischen und umweltpsychologischen Wissen gerüstet will das HOT-Team im zweiten Schritt ein breites Spektrum an Maßnahmen für alle drei Zielgruppen umsetzen. Dazu zählen Online- und Präsenz-Schulungen, Real-Labore, gemeinsame Veranstaltungen mit Umwelt- und Naturschutzverbänden, die Anlage von Demonstrationspflanzungen, die Teilnahme an Bundes- und Landesgartenschauen oder Schulungen und Seminare für Erdenfirmen und -handel. Zudem ist die Entwicklung einer App geplant, die Unterstützung bei der Anwendung torffreier Substrate im gärtnerischen Alltag bietet. Denn Torfersatzstoffe wie Holzfasern, Kompost oder Gärreste aus Biogasanlagen unterscheiden sich in ihren Eigenschaften von Torf und erfordern deshalb eine etwas andere Handhabung. Enttäuschungen bei der Pflanzenpflege könnten die Akzeptanz für die torffreien Erden schmälern, deshalb wollen die HSWT und GreenSurvey über die App entsprechende Anwendungstipps anbieten.
Alle Maßnahmen finden in enger Abstimmung und Kooperation mit der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) statt, die ebenfalls intensiv zum Thema Torfreduktion und -ausstieg informiert: www.torfersatz.fnr.de und www.torffrei.info.
Das Vorhaben HOT wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über die FNR als Projektträger gefördert. Informationen stehen auf https://www.fnr.de/projektfoerderung/projektdatenbank-der-fnr/ unter den Förderkennzeichen 2221MT018A – D zur Verfügung.
Hinweis: Reallabore sind ein Instrument der sozialwissenschaftlichen Forschung und Entwicklung, in denen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen zusammen mit gesellschaftlichen Akteuren, z. B. Unternehmen, Kommunen oder Bürgern und Bürgerinnen Innovationen erproben.